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Lebensraum Teiche

Icon für Teiche mit zwei Karpfen

Teiche sind das regionale und landschaftsprägende Element der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Sie sind künstlich angelegte Gewässer, deren Entstehung und Nutzung zur Fischzucht in Deutschland bis in das Mittelalter zurückverfolgt werden kann.

Die ersten Fischteiche entstanden durch den Anstau von Fließgewässern in den dorfnahen Bereichen der Flussauen. Die Fischzucht entwickelte sich dann langsam zu einem wichtigen Teil der mittelalterlichen Esskultur. Durch die Überflutung natürlicher Senken und die gezielte Anlage von Dämmen entstanden dann vor allem im 15. und 16. Jahrhundert weitere Teichgebiete. Im Laufe der Jahrhunderte entstand so in der Ober- und Niederlausitz das bis heute größte zusammenhängende Teichgebiet Mitteleuropas.

Neben ihrem Hauptzweck, der Fischzucht, sind die Teiche heute mehr denn je auch aus ökologischer Sicht wertvolle Lebensräume. Mit ihren großen Wasserflächen und den von Ufervegetation geprägten Säumen bieten die wirtschaftlich genutzten Teiche einer Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten auf engem Raum geeignete Lebensräume.

Das Teichgebiet Commerau im Herbst 2022 aus der Vogelperspektive © J.Noack

Diese außerordentlich wertvollen Biotope gehören heute zu den Hotspots der Artenvielfalt und sind aus Sicht des Naturschutzes erhaltens- und schützenswert. Aus diesem Grund unterliegen die meisten Teiche in der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft bereits verschiedenen Schutzauflagen.

Die Teiche dienen darüber hinaus als Wasserspeicher und Naherholung. Diese Ökosystemleistungen, die auch zum Wohlbefinden und Überleben des Menschen beitragen, können jedoch nur von intakten Ökosystemen erbracht werden. Umso wichtiger ist deshalb deren Erhalt und Förderung im Einklang mit ihrer Bewirtschaftung.

Teichwirtschaft

Teichwirtschaft in der Oberlausitz

Die Karpfenteichwirtschaft hat in Sachsen eine mehr als 750-jährige Tradition. An den Grundsätzen der nachhaltigen Teichbewirtschaftung und der Ertragsfähigkeit hat sich in dieser Zeit kaum was geändert.

Hochrückiger und schuppenfreier Lausitzer Spiegelkarpfen © M.Keitel

Die Hauptwirtschaftsfischart in den Teichen ist der Karpfen. Die Geschichte des Karpfens geht in Deutschland sogar noch weiter zurück als die der Teichwirtschaft selbst, denn schon die Römer kannten und schätzten den Karpfen als wertvollen Speisefisch und hielten ihn in künstlichen Becken.

Die Teiche der Oberlausitz sind bis zu 90 Hektar groß, viele kleine Teiche sind aber auch nur Flächen von einigen Hundert Quadratmetern. Im Durchschnitt sind sie weniger als 1 m tief. Das ist gewollt, denn durch die geringe Wassertiefe erwärmen sich die Teiche schnell, was der Produktion des wärmeliebenden Karpfens zu Gute kommt. Dieser braucht Wassertemperaturen über 20°C, um ordentlich fressen und wachsen zu können.

Weitere häufige Fischarten der Oberlausitz sind Schleie, Hecht und Wels.

Nur die fischereiliche Nutzung der Teiche sichert ihren langfristigen Bestand. Durch die kontinuierliche Bewirtschaftung und Pflege kann ein Teich über viele Jahrhunderte erhalten und genutzt werden. Zu den wichtigsten Pflegemaßnahmen gehören dabei die Instandhaltung der Bauwerke, Schilfschnitte und Entschlammungen. Auf diese Weise wirkt sich die Teichwirtschaft positiv auf Tiere, Pflanzen, Wasser und Luft aus und stabilisiert unser Ökosystem. Die Teichwirtschaft kämpft wie viele andere Landwirtschaftszweige mit den Folgen der Klimaerwärmung. Insbesondere die häufiger auftretenden Dürren und der damit einhergehende Wassermangel macht der Teichwirtschaft zu schaffen. Eine große Herausforderung wird es daher in Zukunft sein, trotz zunehmenden Wasserproblemen eine weiterhin nachhaltige Teichwirtschaft zu betreiben.

Karpfenland I 44:30 min I MDR Mediathek

Maßnahmen

Maßnahmen Teiche

Durch praktische Naturschutzmaßnahmen im MoSaiKTeiL-Projekt sollen Teiche als wirtschaftliche Grundlage der Karpfenzucht erhalten bleiben und gleichzeitig gefährdete Arten gefördert werden.

Als künstlich angelegte Gewässer ist eine regelmäßige Pflege zum Erhalt dieser Lebensräume nötig. Pflegemaßnahmen bewahren den Teich vor dem Zuwachsen und ermöglichen dessen fortwährende Bewirtschaftung. Dazu zählt insbesondere der Schilfschnitt.

Sömmerung

Unter dem Begriff „Sömmerung“ versteht man das saisonale Trockenlegen von Teichen. Ziel dieser Trockenlegung ist die Mineralisierung des Teichschlamms, also die Zersetzung und damit Verfügbarmachung von Nährstoffen für die Pflanzen. Früher wurde die mehrjährige Sömmerung sogar zum Anbau von Getreide und anderer Ackerfrüchte genutzt. Heute wird häufig nur noch über die Wintermonate oder im Frühjahr „gesömmert“. Eine Ausweitung der Sömmerung könnte eine Möglichkeit sein, dem zukünftigen Wassermangel zu begegnen. Aufgrund des Produktionsausfalls auf trockenen Teichen und geringer Fördersätze ist die Sömmerung für Teichwirt*innen jedoch bisher unattraktiv.

Dabei hat die Sömmerung wichtige ökologische Nebeneffekte: die trockengefallenen Teichböden dienen spezialisierten Teichbodenpflanzen, von denen fast alle Arten auf der roten Liste stehen, als wichtiger Lebens- und Rückzugsraum. Auch viele seltene Vögel und wirbellose Tiere profitieren von den speziellen Bedingungen gesömmerter Teiche.

Im Projekt wird die Sömmerung an 8 unterschiedlichen Teichen durchgeführt und wissenschaftlich begleitet. Ziel ist es, die Eignung der Sömmerung als naturschutzfachliches Element intensiv zu untersuchen.

Ausgetrockneter Neuteich in Guttau © J.Ahlborn

Teichentschlammung

Nach langjähriger teichwirtschaftlicher Nutzung lagert sich am Boden der Teiche eine beträchtliche Schlammschicht ab. Diese wird bei einer Entschlammung abgetragen. Im Rahmen des MoSaiKTeiL-Projektes werden solche Entschlammungen durchgeführt und ihre Wirkung auf die Biodiversität erforscht. Von der Entschlammung könnten eine Reihe von seltenen Pflanzen und Tieren profitieren, wie z.B. das Froschkraut (Luronium natans) oder der Schwarzhalstaucher (Podiceps nigricollis). Manche dieser für die Entschlammungen vorgesehenen Teiche werden von Teichwirt*innen der Region zur Fischzucht genutzt. Bei anderen Teichen handelt es sich um Naturschutzteiche ohne Fischbesatz.

Entschlammung des Unteren Eichteichs © M.Mitschke

Instandhaltung Bauwerke

An ausgewählten Teichen sollen zudem die Bauwerke (Zu- und Abfluss) erneuert werden, um eine für die Bewirtschaftung nötige Regulierung der Wasserstände weiterhin oder erneut zu ermöglichen.

Monitoring

Monitoring Teiche

Zur Untersuchung der Unterwasservegetation ist die Befahrung des Teiches mit einem Schlauchboot notwendig © M.Keitel

Zum Monitoring in Teichen zählt die Erfassung der Vogelfauna, der Froschlurche, Libellen, Wasserkäfer, Wasserwanzen und Schilfkäfer sowie der Vegetation in und um die Teiche herum.

Mit Luftbildaufnahmen mittels Drohnenbefliegung soll die genaue Ausdehnung der Unterwasservegetation und der Schilfgürtel ermittelt werden.

Bei der Libellenerfassung liegt der Fokus auf der Bestimmung der auf der Fläche zu beobachtenden Individuen. Werden bei der Libellenerfassung Larvenhäute gefunden, wissenschaftlich Exuvien genannt, ist die Bestimmung dieser Bestandteil der Erfassung.

Die Fangproben werden konserviert und anschließend im Labor bestimmt © M.Keitel

Für die Erfassung von Wasserkäfern kommen Unterwasserfallen zum Einsatz. Diese erhöhen die Vollständigkeit und Repräsentanz der jeweiligen Artengemeinschaft gegenüber dem Käscherfang.

MoSaiKTeiL Lebensräume

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